Am 11. Oktober hatte der 10te Jahrgang unserer Schule und der 10te Jahrgang der Halepaghen-Schule die Möglichkeit einen 90-minütigen Vortrag, einschließlich einer Fragerunde, von Ivar Buterfas-Frankenthal anzuhören. Mit der tatkräftigen Unterstützung seiner Frau Dagmar Buterfas-Frankenthal, erzählte der 90-jährige über seine Kindheit und Jugend im Nationalsozialismus und dem Zweiten Weltkrieg als „Halbjude“.

Herr Buterfas erzählte zu Beginn, dass sein Vater Jude und seine Mutter Christin gewesen seien. Zudem habe er sieben Geschwister gehabt, die alle wie er selbst auch getauft waren. Er habe nur bis zu seinem sechsten Lebensjahr die Schule besucht. Eines Tages, im Jahr 1938, sei er morgens vor der ganzen Schulgemeinschaft nach vorne gebeten und aufgefordert worden das Schulgelände so schnell wie möglich zu verlassen und nicht wieder zukommen. Als er weggerannt sei, sei er von anderen Schüler*innen bespuckt, getreten und beleidigt worden. Eine Gruppe von Mädchen und Hitlerjungen hätten ihn verfolgt und ihm mit einer Zigarette ein Loch ins Bein gebrannt und ihn auf einem Behälter mit offenem Feuer gesetzt. Dies hätten sie wohl so lange getan, bis Passenten ihn befreiten. Danach sei er von seinem Bruder, der Abiturient war, unterrichtet worden und habe nie wieder eine Schule betreten. Mit seinem anderen Bruder sei er in Keller eingebrochen, mit der Hoffnung Lebensmittel und Kleidungsstücke zu finden.

Eine Zeit lang hätten sie in einem „Judenhaus“ gelebt, unter menschenunwürdigen Bedingungen, bis sie 1942 nach Polen geflohen seien, wo sie dann eine Zeit lang haben untertauchen und in einer Scheune leben können. Doch eines Tages seien sie entdeckt worden, woraufhin sie wieder nach Hamburg gegangen seien. Dort hätten sie in Kellern zerbombter Häuser gelebt. Nach dem Krieg hätten sie einen Fremdenpass bekommen und seien nicht mehr offiziell deutsche Staatsbürger gewesen. Seinen Vater habe Herr Buterfas-Frankenthal das erste Mal 1945 gesehen. Sein Vater sei gleich zu Beginn in das Konzentrationslager Esterwegen gebracht worden und später in das KZ Sachsenhausen.

Nach dem Krieg habe Herr Buterfas-Frankenthal keinen Arbeitsplatz aufgrund seines Fremdenpasses bekommen. Erst 1964 habe er einen deutschen Pass und damit die deutsche Staatsbürgerschaft zurückbekommen.

Er erzählte uns von seinem Buch „Von ganz, ganz unten“ und von seinen Auszeichnungen, die er mit seinen Vorträgen und Veranstaltungen gegen Antisemitismus, Fremdenhass und Ausländerfeindlichkeit verliehen bekam.

Zum Schluss seines Vortrages hatte Ivar Buterfas-Frankenthal noch einen Appell an die Runde. Er bat uns darum, nie die AFD zuzählen und dafür zu sorgen, dass sich die Geschichte nicht wiederholt. Er bat uns darum niemals rechte Gesinnung zu unterstützen und nie die Augen vor Diskriminierung zu verschließen.

Zusammenfassend kann man sagen, dass es ein sehr spannender, wichtiger und nahgehender Vortrag war. Zudem gab es fast nur positive Rückmeldungen aus der Schülerschaft und dem Lehrerkollegium.

Von Emma F.

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