Ein Gastbeitrag von John Mark Holst

Ich hatte in der vergangenen Woche die außerordentliche Möglichkeit, mit meinen Freunden Lennard, Malin, Iven und Finn-Henry an „SPUN“ teilzunehmen.

Was ist dieses merkwürdige Akronym? Es ist ganz vieles und ich möchte euch berichten, was „SPUN“ für uns bedeutet hat.

Zunächst einmal ist das „Schüler-Planspiel United Nations“ die älteste deutschsprachige UN-Simulation mit fast 30 Jahren Tradition, die jährlich in Bonn stattfindet. Konzept ist es also, als Delegierter eines UN-Mitgliedsstaates die Positionen seines Landes in einem Ausschuss, wie bei den Vereinten Nationen, zu vertreten und gemeinsam sogenannte Resolutionen durchzubringen, die den politischen Inhalt der UN ausmachen.

Doch so viel zur Theorie, hier ist unsere Erfahrung:

Am Mittwochmorgen ging es für uns fünf nach Bonn. Nach wochenlanger Planung waren wir gut über Ghana (John Mark, Malin, Finn-Henry) und Mozambique (Iven, Lennard) informiert, die wir vertreten würden.

Außerdem wussten wir über unsere jeweiligen Ausschüsse (Sicherheitsrat, Generalversammlung und Menschenrechtsrat) und deren Themen für die Sitzungswoche Bescheid.

Angekommen in der großen Jugendherberge auf dem Venusberg, trafen wir auf etwa 100 Mitdelegierte aus ganz Deutschland, die viele andere Staaten aus aller Welt vertreten würden.

Das besondere war, dass auch die Organisation und Ausschussleitung zum Großteil von sehr jungen Menschen übernommen wurde, also ist SPUN im wahrsten Sinne des Wortes schülergeleitet.

Nach einer großen Eröffnungsveranstaltung in der Friedrich-Ebert-Stiftung in Bonn, Förderer von „SPUN“, bei der jede Nation eine Eröffnungsrede hielt, kehrten wir zur Jugendherberge zurück.

Am ersten Abend wurden landestypische Speisen präsentiert und es gab Kennenlernmöglichkeiten. Außerdem konnten wir schon Unterschriften für unsere mitgebrachten Resolutionsentwürfe sammeln, denn solche sollten wir im Vorhinein schreiben und versuchen in unsere Ausschüsse zur Debatte einzubringen. Hierfür waren, wie auch bei der echten UN, Unterschriften der anderen Ausschussmitglieder notwendig.

Uns allen ist sofort aufgefallen, dass die teilnehmenden Schülerinnen und Schüler nicht nur sehr schlau, sondern vor allem persönlichkeitsstark waren. Die Zusammensetzung war zugegeben sehr elitär, aber auch voll von wirklich interessanten Menschen.

Am Donnerstag waren den ganzen Tag lang Ausschusssitzungen an der Reihe. Während der Ausschuss tagt, herrscht eine strenge Kleiderordnung (Jackett und Krawatte für Jungen) und eine genauso strenge Geschäftsordnung, an die sich alle zunächst gewöhnen mussten:

Ein Handbuch, das wir im Vorhinein erhalten hatten, half uns zu verstehen, wie man beispielsweise Anträge an die Geschäftsordnung stellt, um eine Debatte zu beeinflussen. Immerhin steht man häufig in Konkurrenz zu den Meinungen anderer Staaten. Außerdem durfte man beim Reden nur in der dritten Person von sich sprechen, also beispielsweise nicht „Ich finde…“, sondern „Der Delegierte der Republik Ghana bedankt sich für das Wort“.

Diese Formalitäten machten die Erfahrung jedoch sehr professionell und verhalfen einer konstruktiven Arbeit, die auch sehr viel Spaß machte und für uns sehr einzigartig war.

Über die Vollverpflegung der Jugendherberge konnten wir uns derweil auch nicht beklagen.

Ein buntes Rahmenprogramm gab es auch für alle Teilnehmerinnen und Teilnehmern: die Friedrich-Ebert-Stiftung hostete eine interessante Podiumsdiskussion mit Politikerinnen und Politikern und Expertinnen und Experten zum Thema Bildung, danach ging es in die Bonner Innenstadt, wo uns der Charme der Universität (und ihrer Wiese) sowie das Rheinufer bezauberte.

Späte Nächte und frühe Morgen ließen uns nicht ermüden.

Und eine Zeitung aus dem SPUN-eigenen Presseteam wartete jeden Morgen beim Frühstück, in der die Geschehnisse des Vortages bei SPUN sowie von den Delegierten eingereichte Gastbeiträge, Gerüchte und Zitate Platz fanden. Ein Highlight.

Alle waren diszipliniert bei der Arbeit und man wuchs mit vielen Lachern über die Tage bis Sonntag mit den anderen Teilnehmern zusammen.

Die Erfahrung brachte uns nicht nur die Politik der UN näher, sondern lehrte uns Redekunst, Verhandlung, soziales Bewusstsein und natürlich das Performen trotz wenig Schlaf.

Wir nehmen Kontakte mit, die uns hoffentlich noch lange bleiben und den unvergesslichen Einblick in eine Welt, die gewiss etwas anders ist, durch Leute und Inhalt, als der normale Alltag.

Wir bedanken uns an dieser Stelle sehr herzlich bei Herrn Schäperkötter und dem Schulverein. Sie haben die Fahrt für uns sehr unterstützt.

Letztlich können wir mit Sicherheit sagen, dass wir die Teilnahme an „SPUN“ definitiv als horizonterweiternde Erfahrung weiterempfehlen können.

Gerade auch als Schule jedes Jahr eine Delegation zu entsenden, und uns somit beispielsweise an das stark vertretene Christianeum oder Görres-Gymnasium anzuschließen, wäre eine wirklich tolle Sache.

Wir hoffen daher, dass sich, vielleicht in Form einer AG, ein Rahmen bildet, in dem die wichtige Vorbereitung auf die Themen und die Fahrt jedes Jahr stattfinden kann.

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